Gleispläne

Die Eröffnung des Güterbahnhofs und die damit verbundene Freigabe der neu angelegten Gleisanlagen für den Güterverkehr erfolgte am 1. April 1903. Sechs Jahre danach dokumentiert der Gleisplan von 1909 den damaligen Zustand. Auf Höhe des Straßenübergangs Roonstraße (später Hugenottenallee) zweigt der Gleisanschluss der Holzhandlung Krebs nach Süden ab, bevor sich die Stammstrecke über mehrere Linksweichen in eine vierfache Gleisharfe verzweigt. Das nördlichste Gleis verläuft entlang der Ladestraße bis es vor dem Stationsgebäude mit Güterschuppen endet, die übrigen reichen weiter bis zur Frankfurter Straße, wo sich eine kombinierte Kopf- und Seitenrampe befindet. Mehrere Weichenverbindungen erlauben ein Umsetzten der Lok und Rangieren der Waggons. Ein geplantes fünftes Gleis im Süden wurde später nicht mehr verwirklicht:

Gleisplan Güterbahnhof Neu-Isenburg 1909, Staatsarchiv Wiesbaden

Wiederum sechs Jahre später zeigt sich das Gleisbild fast unverändert, lediglich ein weiterer Privatgleisanschluss ist hinzugekommen. Dieser wird unter dem Namen "Dr. Ad. Barth und Karl Barth" geführt und später von der Firma Dr. C. Schleussner bzw. ADOX übernommen. Im Plan sind darüber hinaus die für 30t ausgelegte Gleiswaage, die Zwischenladebühne am Güterschuppen und der Verladekran eingezeichnet:

Gleisplan Güterbahnhof Neu-Isenburg 1915

1921 siedelt sich die zwei Jahre zuvor gegründete Monopolverwaltung für Branntwein südlich der Riedstraße (später Schleussnerstraße) mit einer Verwertungsstelle in Neu-Isenburg an, was eine erneute Erweiterung der Gleisanlagen zur Folge hat. Jeweils ein Zustell- und Abholgleis werden dazu aus der Gleisharfe ausgefädelt, letzteres über eine Doppelweiche. Der Abtransport des dort produzierten Alkohols erfolgt mit Kesselwagen, die über zwei neue Waggon-Drehscheiben auf eines der drei in das Werksgelände führenden Gleise gebracht werden. Die im Volksmund kurz "Monopol" genannte Verwertungsstelle wird bis in das Jahr 2003 der am längsten durchgehend bediente Gleisanschluss in Neu-Isenburg sein:

Gleisplan Güterbahnhof Neu-Isenburg 1921, Stadtarchiv Neu-Isenburg

 Nach dem zweiten Weltkrieg zeigt sich das Gleisfeld erneut stark verändert. So wurden die Zu- und Abholgleise der Monopolverwaltung aus der Gleisharfe entflochten und fortan über ein eigenes, weiter im Westen aus der Stammstecke abzweigendes Gleis angebunden. Hierfür wird der Platz des mittlerweile aufgegebenen Privatanschluss der Firma Krebs genutzt. Daneben führt das Gleis 102 im Osten nun über die Frankfurter Straße hinaus zu einem weiteren Firmenanschluss und nördlich der Ladestraße gibt es in direkter Verlängerung der Verbindungsbahn ein neues Abstellgleis (105).

Um das wachsende Verkehrsaufkommen und die damit anfallenden Rangierarbeiten besser zu bewältigen wird vermutlich nach 1930 zudem das im westlichen Gleisvorfeld gebaute mechanische Stellwerks Rs in Betrieb genommen. Von hieraus können sowohl die Gleisperren und Weichen der Gleisharfe als auch die beiden neu errichteten Schrankenanlagen an den Übergängen Herrmannstraße und Hugenottenallee bedient werden. Weitere Veränderungen gibt es bei den Gleisen 102 und 103, die nun über Rechtsweichen aus dem Stammgleis abzweigen, was zu einer deutlichen Vergrößerung der Nutzlänge dieser Gleise führt. Die Weichenverbindung zwischen den Gleisen 101 und 104 wird entfernt, letzteres außerdem für eine Erweiterung des Güterschuppens um etwa 20m gekürzt und die Gleiswaage - im Plan allerdings nicht verzeichnet - um etwa 50m nach Westen versetzt. Zwischen den Gleisen 102 und 103 wird eine weitere Weichenverbindung eingebaut.

Gleisplan Güterbahnhof Neu-Isenburg 1951, Staatsarchiv Darmstadt

 10 Jahre später zeigt sich der Gleispan weitestgehend unverändert, lediglich das Anschlussgleis östlich der Frankfurter Straße wurde in dieser Zeit zurückgebaut:

Gleisplan Güterbahnhof Neu-Isenburg 1961, Staatsarchiv Darmstadt

Auf einem Plan mit dem Stand von 1975 ist mittlerweile die Verladestelle des Culemeyer Straßenrollers eingezeichnet, der es erlaubt Firmen ohne eigenen Gleisanschluss mit Waggons zu bedienen. Dagegen hat des Stellwerk keine Weichenstellfunktion mehr, von dort werden lediglich die Schranken der Übergänge Hermannstraße und Hugenottenallee bedient:

Gleisplan Güterbahnhof Neu-Isenburg 1975, Stadtarchiv Neu-Isenburg

In den 80er Jahren kommt es durch Um- und Rückbauten immer wieder zu kleineren Veränderungen im Gleisplan. So werden 1981 die beiden 8m Drehscheiben der BfB-Verwertungsstelle durch größere Modelle mit 10 bzw. 12 Metern Durchmesser ersetzt. Wegen des größeren Platzbedarfs der östlichen Drehscheibe wird die Weiche 411 des mittlerweile von der Firma Bleier & Voss Chemie übernommenen, aber ungenutzten Anschlusses ausgebaut.

Für eine geplante, aber nie erfolgte Verbreiterung des Bahnübergangs Hugenottenalle wird die Weiche 408 um einige Meter nach Osten versetzt. Da durch diese Maßnahme nun Rechts der Weiche 409 kein ausreichender Platz für Stellhebel und Weichenlaterne bleibt werden diese auf die Linke Seite der Weiche versetzt, wofür eigens eine etwa 2x1 Meter große Aussparung in der Ladestraße geschaffen wird.

Im August 1986 beginnen im Rahmen der Verlegung der L 3117 die Arbeiten zur Umgestaltung der Kreuzung Frankfurter Straße / Carl Ulrich Straße. Dieser fällt die nun nicht mehr genutzte Kopframpe sowie die Weichenverbindung 418 / 420 zum Opfer. Das Gleis 101 wird um einige Meter gekürzt und endet nun direkt hinter dem Gebäude der Güterabfertigung.

Gleisplan Gbf Neu-Isenburg 1986

Gleisplan Güterbahnhof Neu-Isenburg 1987

 Ein Jahr später hat sich der Rückbau weiter fortgesetzt. Die Weichenverbindungen 413 / 414 und 419 / 421 wurden entfernt, das Gleis 102 ebenfalls bis auf Höhe der Zwischenladerampe gekürzt.

 1996 kommt zu einer letzten Änderung im Gleisplan bei dem die Weiche 406 ausgebaut und somit Gleis 105 abgetrennt wird. Nur zwischen der Straßenrollerverladestelle, wo es einbetoniert ist, und dem Prellbock bleibt es liegen, da hier ein Ausbau zu aufwändig gewesen wäre. In den letzten Betriebsjahren werden die Gleisanlagen des DB-Teils des Güterbahnhofs bereits nicht mehr genutzt, lediglich der Anschluss der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein wird noch bis Ende des Jahres 2003 bedient:

Gleisplan Güterbahnhof Neu-Isenburg 1996

Zustand 2012