Stichbahn nach Neu Isenburg (Stadt)

Die 1903 gebaute Stichbahn, welche im Stadtgebiet den Charakter eines Industrie-Stammgleises hat, verband den an der Main-Neckar-Bahn gelegenen Bahnhof Neu Isenburg mit dem mittlerweile aufgelassenen Güterbahnhof Neu Isenburg (Stadt). Ziel war es, den im Süden der Stadt gelegenen Industriebetrieben einen Zugang zum Eisenbahnnetz zu ermöglichen und somit dem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt weiter zu fördern. Auch nach der Einstellung des Betriebs seit dem Jahresende 2003, wird die Trasse bis heute von der Stadt Neu-Isenburg, der Eigentümerin der Stecke, für die geplante Regionaltangente West freigehalten.

Foto: Stadtarchiv Neu-Isenburg

Streckenbeschreibung

Die 2,6 Km lange und von der Deutschen Bahn AG mit der Nummer 3652 geführte Stichstrecke beginnt vor dem Empfangsgebäude des Main-Neckar-Bahnhof Neu-Isenburg am Gleis 1. In ihrem Verlauf überwindet sie einen Höhenunterschied von sechs Metern. Am südlichen Bahnsteigende zweigt sie von der in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Main-Nackar-Bahn nach Osten ab, kreuzt dann zwischen der Autozugverladung und dem südlichen Rangierfeld deren Gleise bevor sie nach ca. 400 Metern die Brücke der L3117 unterquert. Es folgt eine 90° Kurve entlang einiger Kleingärten am südwestlichen Stadtrand bis das Gleis schließlich in Ost-West-Richtung parallel zur heutigen Carl-Ulrich-Straße (vormals Gleisstraße) verläuft. Von ehemals sechs Bahnübergängen im Stadtgebiet sind drei erhalten geblieben, die anderen haben als Halte- und Parkbuchten die Zeit überdauert. Darüber hinaus zweigten ursprünglich mehrere private Firmen-Gleisanschlüsse nach Süden ab bevor sich das Stammgleis nach 2,1 km auf Höhe der Hugenottenallee in die Gleisharfe des Güterbahnhofs auffächert. Zeitweise reichte ein Gleisanschluss sogar bis über die Frankfurter Straße (der heutigen B3) hinaus, allerdings wurde dieser Anschluss bereits in den 60er Jahren wieder zurückgebaut.

Gleisplan der Stichbahn 1975, Stadtarchiv Neu-Isenburg

Heutiger Zustand

Im Jahr 2003 und damit genau 100 Jahre nach Aufname des Betriebs wurde die Bedienung des letzten genutzten Gleisanschluss - den der Verwertungsstelle der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein - eingestellt. Seitdem wird die Stichstrecke bis auf einen gelegentlich abgestellten Bauzug nicht mehr genutzt und ist nach etwa 800 Metern mit einem Prellbock gesichert. Im weiteren Verlauf wurde das Gleis beim Übergang Carl-Ulrich-Straße/Siemensstaße entfernt und liegen danach noch bis kurz vor dem Übergang Hermannstraße. Das Gleisfeld des Güterbahnhofs wurde komplett zurückgebaut, einzig im Bereich des Stellwerks befinden sich zwei Inselgleise auf denen die beiden Waggons des lokalen Modellbauvereins abgestellt sind. Daneben sind oder waren Fragmente einiger Anschlussgleise im Straßenplanum der Schleussnestraße erhalten geblieben, z.B. bei der Firma Bleier & Voss (entfernt 2013) oder vor dem Peugeot Autohaus.

 


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